Ruth Westerwelle

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Die Frauen der APO
Nicht von Dauer war die Mauer
Die Katzen von Montmartre
Kreuzberg – lieben leben kämpfen
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Menschen in Wolfen Nord
Wiesbaden
Frauen von Wiesbaden
BaumArt
Und nix wie raus zum Wannsee
Die Zukunft ist weiblich
Kultur der Frauengräber

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Berliner Fotosalon

 

 

 

 

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"DIE ZUKUNFT IST WEIBLICH"

Die jetzige Ausstellung wurde erstmalig 1997 unter dem Titel 'Frauen in Berlin - die 90er Jahre' in Lyon gezeigt; also gut zehn Jahre nach meiner ersten Ausstellung über die Frauen in Berlin.
Ich wollte herausfinden, wie sich die Frauen - und wie ich mich - inzwischen in meiner Sicht- und Arbeitsweise verändert habe. So entwickelte sich die Arbeit zur Ausstellung 'Frauen zur Jahrtausendwende'. Nach dem 11. September 2001 - ich arbeitete gerade daran, die Ausstellung Web-fähig zu gestalten - kam den Bildern plötzlich eine neue Dimension zu. Neben dem menschenverachtenden Vorgehen und den nachfolgenden internationalen furchtbaren Auswirkungen bis hin zum aussichtslosen Krieg frühkapitalistischer Herrscher - seien sie aus Texas, dem einstmaligen Empire oder den niedersächsischen Niederungen bzw. dem hessischen Sumpf - steckt dahinter auch eine andere Symbolik: Das männliche Allmachtdenken. Vermutlich islamische, männliche Attentäter durchstechen mit Flugzeugen - einem phallisches Symbol schlechthin - am Himmel (im Gegensatz zur Erde auch männlich definiert) die hohen Türme des Welthandelszentrums - einem Symbol des westlichen männlichen Allmachtdenkens der kapitalistischen Globalisierung schlechthin. Wen wundert's da noch, dass die Reaktion oben genannter Männer nicht anders ausfiel, als sie ausfiel. Krieg und ebenfalls Zerstörung!
Doch es gab erstaunlicher- und erfreulicherweise eine bislang noch nie da gewesene, breite internationale Solidarität und kluge Stimmen, die davor warnten, wieder die alten Muster zu bedienen. Für einen kurzen Moment hielten alle inne und zeigten sich bereit, aufeinander zuzugehen, einander zuzuhören und sich jenseits der Denkschemata neu kennen zu lernen. Doch der texanische Rancher wurde leider nur wenige Stunden an diesem 11. September aus dem Verkehr gezogen. Die Besinnung hielt bei den machtbessenen Männer nicht lange vor - leider! Sie sahen ihre Chance, als Retter der Pipelines (im wahren wie im übertragenen Sinne) für die "zivilisierte" Welt in die Weltgeschichte einzugehen.
Trotzdem geht mit dem 11. September 2001 - zumindest symbolisch - eine Ära zu Ende, darum steht meine Ausstellung jetzt unter dem Titel "Die Zukunft ist weiblich" - wieder leicht verändert - im Netz!
Denn es waren wieder mehrheitlich die Frauen, die sofort den Widerstand gegen den Krieg organisierten, nicht nur per Internet Friedensnetze knüpften.
Mit 'weiblich' in diesem Titel meine ich nicht einfach 'die Frauen'. Ich meine, dass jetzt das weibliche Prinzip, auch das der Männer, zutage treten muss. Keine destruktiven Eroberungen mehr, kein Krieg, kein Allmachtdenken, sondern weibliche Denk- und Handlungsweisen im Dialog sollte nun die konstruktive Antwort sein. Ich zeige das, was ich bei den Frauen sehe und spüre.

Ruth Westerwelle

Wichtige Artikel zum Thema:

Susan Sonntag, Unsere Stärke wird uns nicht helfen, FAZ 15.9.01
Ute Scheub, Wargasm, TAZ 29. / 30.9.2001
Klaus Theweleit, Innere Panzerung wäre die Idiotenlösung, TAZ 19.9.2001
Laurie Anderson, Es gibt keine Rachegefühle, TAZ 20. / 21.10.2001
Arundhati Roy, Meine Reise in den Terror, TAZ 15.11.2001
TAZ - Sonderausgabe Weihnachten 2001 mit verschiedenen Autorinnen und Fotografinnen zum Thema
u.v.a.